„Guten Morgen Dave“. Seine Stimme war freundlich, irgendwie sanft und immer ein wenig nachsichtig. Auch dann, wenn sich HAL ungerührt gegen seine Schöpfer wendete, denn: „Gehirne der Serie 9000 sind die besten Computer, die jemals gebaut worden sind. Kein Computer der Serie 9000 hat jemals einen Fehler gemacht oder unklare Informationen gegeben. Wir alle sind hundertprozentig zuverlässig und narrensicher – wir irren uns nie.“
Es ist unglaublich, wie zielsicher und prophetisch Stanley Kubrick in seinem Kultfilm „2001: Odyssee im Weltraum“ schon vor genau 50 Jahren unser zentrales Dilemma von heute formulierte, den Konflikt zwischen grenzenloser Technikgläubigkeit und den moralischen Herausforderungen, vor denen uns KI stellt. Die kritischen Stimmen, die vor einem Kontrollverlust gegenüber künftigen mächtigen, selbstlernenden Super-Computern warnen, sind zahlreich. Tesla-Chef Elon Musk und der kürzlich verstorbene Stephen Hawking sind nur zwei der prominenten Mahner.
Es ist unbestritten, Technologie kann die Welt besser machen. Aber ebenso wichtig ist die Analyse von SPON-Kolumnist Christian Stöcker: „Autonome Entscheidungssysteme brauchen Aufsicht und Kontrolle, und das besser früher als später. Das Risiko besteht derzeit aber nicht primär darin, dass die Maschinen zu klug werden – sondern darin, dass wir noch zu dumm sind, sie wirklich klug zu machen.“
Die HALs von heute – Siri, Alexa oder Mortana – sind (zum Glück) nicht ganz so schlau. Wenn auch gelegentlich zum Fürchten, nämlich dann, wenn sie unaufgefordert und aus dem Nichts heraus in Gelächter ausbrechen.
Mehr zu HAL und Kubrick Kultfilm präsentiert jetzt das Deutsche Filmmuseum in Frankfurt am Main in einer sehenswerten Sonderausstellung. Mit zahlreichen Originalexponaten aus internationalen Sammlungen und aus dem Stanley Kubrick-Archiv der University of the Arts London.
P.S. Echte Fans können sich HAL jetzt auch nach Hause holen. Das US-Unternehmen Master Replicas entwickelt derzeit eine original lizenzierte Nachbildung von HAL-9000 mit Amazons Alexa als Sprachassistenten. Die Software zeigt das Interface aus dem Film auf einem Amazon Fire-Tablet-Display. Bislang sind nur HALs Filmzitate zu hören, die sich via Alexa aufrufen lassen. Am Ende der Entwicklung soll dann Alexa selbst mit der Stimme von HAL sprechen und als virtueller Assistent unser smart home steuern.
Von Thorsten Unger